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Wie sieht das denn aus?

Statt Fähre: Mehrere Vorschläge für Brücke zwischen Hermannswerder und Kiewitt veröffentlicht

Mögliche Entwürfe für eine Brücke zwischen Kiewitt und Hermannswerder; geschwungen übers Wasser.

Mögliche Entwürfe für eine Brücke zwischen Kiewitt und Hermannswerder; geschwungen übers Wasser.

Brandenburger Vorstadt. Eine Brücke zwischen dem Potsdamer Westen und Hermannswerder könnte auf lange Sicht die in die Jahre gekommene Fähre ersetzen. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde in der vergangenen Woche im Mobilitätsausschuss vorgestellt – inklusive möglicher Entwürfe.

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Die Potsdamer Stadtverordneten hatten diese Untersuchung schon 2021 in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie sich ein derart ungewohntes Bauwerk in die Havellandschaft einfügen könnte. „Strittig ist weiterhin, da aus Gewohnheitsgründen an der Stelle noch kaum vorstellbar, wie sich eine Brücke in das Umfeld einfügen und dabei den Anforderungen zur Barrierefreiheit sowie den Erfordernissen der Wassernutzenden gerecht werden könnte“, heißt es in der entsprechenden Vorlage.

Romantische Fahrt, anfällige Fähre.

Romantische Fahrt, anfällige Fähre.

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Fähre wird 2027 ausgemustert

Nötig könnte eine Havelquerung werden, weil die Seilfähre auf lange Sicht wohl nicht betrieben werden kann. Schon jetzt verkehrt sie auf ihrer 237 Meter kurzen Strecke nur zwischen 7.30 und 18.30 Uhr – wenn denn technisch alles läuft. Das Seil ist anfällig, das Wetter kann dem Kahn gefährlich werden, eine vereiste Havel macht die Fahrt ohnehin unmöglich. Die Ausfallzeiten liegen bei zehn Prozent. Außerdem braucht der Kahn eine Besatzung von zwei Personen und ist ziemlich teuer, die Betriebskosten liegen bei etwa 125.000 Euro im Jahr.

Aus dem jüngst veröffentlichten Jahresabschluss des Verkehrsbetriebs für das Jahr 2021 geht hervor, dass die Fähre im Jahr 2020 insgesamt 7400 Kilometer und im Jahr 2021 nur 5600 Kilometer zurücklegte. Der Rückgang der Fahrleistung um fast 25 Prozent lässt sich vor allem auf die ständigen Defekte am Seil zurückführen. Die Ursache der Seilschäden sind meist unvorsichtige Bootsführer, die die Fahrrinne kreuzen, wenn das Seil bei der Überfahrt gerade gespannt ist.

Schon 2019 hieß es aus dem Rathaus, dass eine Brücke langfristig die günstigere Variante wäre. Erstmals wurde ein solcher Bau 2017 geprüft, damals kam man zu dem Ergebnis, dass ein Neubau rund 7 Millionen Euro kosten würde – diese Summe dürfte aber mittlerweile deutlich gestiegen sein.

Zwei denkbare Standorte

Damals wurde auch ausgerechnet, was eine neue Fähre kosten würde: 1,5 bis 2 Millionen Euro. Denn 2027 läuft die Betriebserlaubnis der zunächst mit Diesel, seit 1984 aber elektrisch betriebenen Fähre aus. Die täglich mehr als 500 Passagiere müssten dann die deutlich längere Fahrt mit dem Bus auf sich nehmen.

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Eine Brücke wäre also eine Alternative. Fünf denkbare Routen im mehr als 5,20 Metern Höhe hat das Potsdamer Planungsbüro VIC ausfindig gemacht; diese Entfernung zum Wasser ist wegen der kreuzenden Boote notwendig. Die längste mögliche Route wäre 365 Meter lang, die kürzeste 150 Meter. Geeignet sind nach Ansicht der Experten nur zwei Optionen: Die eine beginnt neben dem Yachthafen und endet an der Evangelischen Kita auf Hermannswerder, die andere würde von der Höhe des Persius-Speichers zu den Oberlin-Werkstätten führen.

Alternative Solarfähre

Tatsächlich muss sich vorerst aber kein Wasservogel und kein Havelfreund Sorgen machen, betont Stadtsprecher Markus Klier, der Bau einer solchen Brücke ist derzeit nur leise Zukunftsmusik: „Weitere Planungsschritte der Verwaltung sind aus eigener Initiative heraus derzeit nicht geplant.“ Und politische Schritte, die Verwaltung mit einem solchen Bau zu beauftragen, sind nicht bekannt – angesichts des klammen Stadthaushalts wohl auch nicht zu erwarten.

Stattdessen könnte eine Idee der Grünen wieder aktuell werden, die schon vor vier Jahren einen Prüfauftrag für eine mögliche Solarfähre ausgelöst hatten. Für ein solches frei fahrendes Schiff mit Solarstrom wären Anschaffungskosten von 1,5 bis 2 Millionen Euro nötig, hinzu kämen jährliche Betriebskosten von 220.000 Euro und im Vergleich zur Seilfähre höhere Personalkosten – auf der Habenseite stünden emissionsfreie, fast lautlose Fahrten.

MAZ

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