Die Umweltverbände BUND und Nabu prüfen eine Klage gegen den Bau der A26 Ost am südlichen Hamburger Hafenrand. Das teilten sie am Dienstag mit. Die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation hatte Ende Dezember den Planfeststellungsbeschluss – das Baurecht – für einen ersten, zwei Kilometer langen Abschnitt der A26 Ost vorgelegt. Der sogenannte Bauabschnitt 6a soll vom künftigen Autobahnkreuz Hamburg Hafen zur Anschlussstelle Moorburg führen.
Aus Sicht des rot-grünen Hamburger Senats ist die A26 Ost eines der derzeit wichtigsten Verkehrsprojekte in der Metropolregion Hamburg, um die Straßenverkehre in der Hansestadt und speziell auch rund um Deutschlands größten Seehafen zu entlasten. „Wir brauchen die A26 Ost ebenso dringend wie eine neue Köhlbrandquerung“, sagte Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) im Dezember. „Den Gegnern dieser Straßenprojekte gegenüber müssen wir sehr deutlich werden, dass wir auf keinen dieser beiden Verkehrswege verzichten können.“
BUND und Nabu werben seit Jahren dafür, auf den Bau der A26 Ost zu verzichten. Nun kündigten sie erstmals offiziell an, dagegen zu klagen. „Der Ausbau der A26 Ost ist aufgrund seiner Bauweise nicht nur extrem klimaschädlich und steht den Hamburger Klimazielen konträr gegenüber“, sagten die Vorsitzenden Sabine Sommer vom BUND Hamburg und Malte Siegert vom Nabu Hamburg in einer gemeinsamen Erklärung. „Der Neubau zerstört auch die Lebensräume streng geschützter Arten wie etwa die des Moorfrosches und gefährdet somit die Artenvielfalt in Hamburg. Auch wertvolle Torfböden werden überplant.“
Die beiden Umweltverbände stemmen sich generell gegen den Bau neuer Autobahnen in Deutschland. Sie werben stattdessen für eine Sanierung der bestehenden Fernstraßen und für einen zügigen Ausbau des Schienenwegenetzes zur Stärkung er Bahnverkehre. Zu den prognostizierten Umweltschäden bei einem Bau der A26 Ost „kommen die schier unfassbaren Kosten in Höhe von inzwischen rund 2,4 Milliarden Euro hinzu – für nicht einmal zehn Kilometer Autobahnneubau“, sagen Sommer und Siegert. „Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu) fehlt die immense Summe von etwa 372 Milliarden Euro allein bis 2030 für den Ersatz von Verkehrsinfrastruktur in den Kommunen. Wir als Hamburger Umweltverbände werden diesen Irrsinn nicht hinnehmen und prüfen aktuell eine Klage vor dem Verwaltungsgericht.“
Das Fernstraßenunternehmen Deges des Bundes und der Länder baut derzeit die A26 West, die westlich der A7 in Richtung Stade führt. Am Autobahnkreuz Hafen Hamburg, das die Deges derzeit ebenfalls errichtet, soll künftig dann die A26 Ost weiter bis zur A1 führen. Seit Jahrzehnten wird ein großräumiger Ringschluss von Autobahnen rund um Hamburg geplant und debattiert. Zu einem solchen kompletten Ringschluss würde auch eine Weiterführung der Küstenautobahn A20 bei Glückstadt in einem neu zu bauenden Tunnel unter der Elbe hindurch gehören. Bei Drochtersen nordwestlich von Stade in Niedersachsen würde die A20 dann an die A26 anschließen. Doch seit Jahren kommt der Bau der A20 in Richtung Westen über Bad Segeberg nicht hinaus. Ob es je einen Elbtunnel zwischen Glückstadt und Drochtersen geben wird, ist offen.
Neben der Politik in Hamburg und im Bund will vor allem auch die Hamburger Wirtschaft die A26 Ost und zugleich auch eine neue Köhlbrandquerung realisiert sehen: „Die wichtigsten Verkehrsprojekte Hamburgs, die S4, die U5, die A26 Ost, die neue Köhlbrandquerung, der Entlastungstunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona, die Revitalisierung des Hauptbahnhofs und die Sanierung der Elbbrücken sind teuer, aber unverzichtbar“, sagte Handelskammer-Präses Norbert Aust am vergangenen Freitag bei der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg. Eine künftige Köhlbrandquerung – sei es ein Tunnel oder eine Brücke als Ersatz für das heutige Bauwerk – soll vor allem innerhalb des Hafens für Entlastung sorgen. Die A26 Ost wiederum ist aus Sicht ihrer Befürworter wichtig, um den Hafen besser an den Fernverkehr anzuschließen und um Straßenverkehr aus den südlichen Hamburger Stadtteilen aufzunehmen.