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Followfood: Thunfisch mit QR-Code

Im Hauptquartier von Followfood in Friedrichshafen am Bodensee riecht es fischig. Gerade hat eine der 70 Mitarbeiterinnen Tiefkühl-Tempuragarnelen eines Konkurrenten in den Backofen geschoben. „Wir testen regelmäßig die Produkte anderer Unternehmen, um den Wettbewerb im Auge zu haben“, sagt Followfood-Gründer und Geschäftsführer Jürg Knoll. Er trägt ein cremefarbenes T-Shirt, auf der Brust prangt das Firmenlogo. Den linken Ärmel säumt ein QR-Code.

Der Code wird auch auf die Verpackungen gedruckt. Er birgt die Lieferkette des Produktes – und hat Followfood zum Durchbruch verholfen. Knoll und Mitgründer Harri Butsch fingen 2000 als Fischvertriebler an, damals noch unter dem Namen fish & more. Als das Importgeschäft kaum noch wuchs, setzten sie auf Handel mit nachhaltig produzierter Ware. Und erfanden die digitale Nachverfolgung der Meerestiere.

Der QR-Code auf einer Thunfischdose von Followfood – sie kostet im Supermarkt rund drei Euro – führt zu einer interaktiven Karte und dort zu der Information, dass die Fischer den Doseninhalt von Hand am Haken aus dem Indischen Ozean gezogen haben. Verarbeitet und verpackt wurde der Thunfisch auf einer nahe gelegenen Insel, dann nach Sri Lanka verschifft. Von Colombo kam die Dose mit einem Frachter nach Bremerhaven, per Lkw ins Zentrallager nahe Dortmund, von dort dann in die Supermärkte. Dieselben Informationen offenbart ein Zahlencode auf der Verpackung, wenn man ihn auf der Webseite von Followfood eingibt.

„Die allermeisten Ketten haben sich Fisch-Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die sie auch einhalten“, sagt Philipp Kanstinger, Referent für Seafood-Zertifizierung bei WWF Deutschland. Followfood sei dabei einer der ökologischsten Fischproduzenten.

„Wir haben keine andere Wahl, als unsere Versprechen zu halten. Ein einziger Skandal würde uns ruinieren“, sagt Knoll. Deshalb werden die Fangzertifikate kontrolliert. Kommt der Verdacht auf, ein Bestand werde nicht nach den selbst gesetzten Standards befischt, fliegt das Produkt aus dem Sortiment. Das war bereits der Fall, als das Rechercheportal Flip einen Hering identifizierte, dessen Fangweise umstritten ist. Die Forschungsabteilung des Unternehmens am Hamburger Standort überwacht, wie Fischbestände tatsächlich befischt werden.

Fischverkauf umfasst drei Viertel des Umsatzes. Im Rekordjahr 2020 waren es 73 Millionen Euro, 2021 nurmehr 69 Millionen. Followfood hat aber auch Gemüse und Tiefkühlpizza im Programm und gerade die insolvente Eismarke Kissyo übernommen.

Zum Trackingcode könnte sich bald eine weitere Info auf der Verpackung gesellen: Sie beziffert, wie viel Prozent des täglichen CO2-Budgets eines Menschen, das in den Pariser Klimazielen definiert ist, das jeweilige Produkt verbraucht.

Theegarten-Pactec: Verpacken, was das Herz begehrt

Die Walnuss hat eine natürliche Verpackung: Hart und sicher – aber einen Reißverschluss müsste sie haben, dachten sich Kreative bei Theegarten-Pactec, als das Unternehmen ein Logo suchte. Seitdem steht die Walnuss mit Reißverschluss für den Dresdner Maschinenbauer, der Verpackungsanlagen für Süßwarenhersteller entwickelt, fertigt und montiert. Von Bonbons über Schokoladentafeln bis Pralinen wickeln die Maschinen alles ein, was das Herz begehrt und das Hirn bereut: „Wenn Sie im Supermarkt einzeln verpackte Süßwaren sehen, können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie mit einer unserer Maschinen verpackt wurden“, sagt Geschäftsführer Markus Rustler.

Eines der neuesten Produkte, das Chocolate Highspeed System (CHS), schafft 1800 Stück Schokoladenprodukte pro Minute. „Das ist mit Abstand das Schnellste, was es weltweit gibt“, sagt Rustler. Die Anlage kann zudem schnell umgerüstet werden. Flexibilität ist etwa Herstellern von Oster- und Weihnachtssüßigkeiten wichtig. Rustler führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Unter seinem Vater kam die Firma zu ihrem heutigen Namen, als das Kölner Unternehmen Theegarten 1994 die in Dresden ansässige Pactec übernahm. Drei Jahre später folgte der Umzug vom Rhein an die Elbe. „Die Entscheidung haben wir nie bereut“, sagt der Unternehmer.

Theegarten-Pactec kooperiert mit dem Lehrstuhl für Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen der TU Dresden und rekrutiert dort „einen erheblichen Anteil unserer hoch qualifizierten Ingenieure“, sagt Rustler. Der Bedarf an Tüftlern ist enorm. Von den 420 Mitarbeitern arbeitet fast jeder vierte in der Entwicklungsabteilung. 51 Millionen Euro erwirtschaftete Theegarten-Pactec 2021. Zwölf neue Anlagen will Rustler im Mai 2023 bei der Interpack in Düsseldorf vorstellen. Die internationale Leitmesse der Verpackungsindustrie repräsentiert Rustler als Präsident. Seine neuen Anlagen arbeiten mit zellulosebasierten Materialien. Weg vom Plastik – hin zum Papier. So will die Branche nachhaltiger werden.

„Doch bei allen Kehrseiten: Aktuell ist Plastik noch das günstigste und sicherste Verpackungsmaterial“, schränkt Rustler ein. Komplett auf Verpackungen zu verzichten gelinge trotz des Unverpackt-Trends nur teilweise: „Für viele Produkte wird es immer Einzelverpackungen geben müssen.“

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Eine Lösung sieht Rustler in Effizienzsteigerungen, konkret: in Maschinen mit minimalem Verschleiß und Energieverbrauch sowie maximalem Automatisierungsgrad, die am Ende vielleicht ganz ohne Menschen auskommen. Derzeit legen Mitarbeiter noch Papier oder Folienrollen nach und säubern die Anlagen. In nicht allzu ferner Zukunft dürften das Jobs für die Roboter sein.

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